Schumann: Eigenhändiger Brief 1838

  

Zum 208. Geburtstag von Robert Schumann
(geboren am 8. Juni 1810 in Zwickau, gestorben am 29. Juli 1856 in Endenich)

Robert Schumanns geplante Übersiedlung nach Wien sollte ein Neuanfang in seinem Leben sein und war auch mit Bemühungen für die gemeinsame Zukunft mit Clara Wieck geprägt. Wegen Lähmungserscheinungen an der rechten Hand hatte er seine erfolgreich gestartete Klaviervirtuosenkarriere aufgeben müssen und widmete sich fortan ganz der Komposition. Im Jahr 1838 setzte die produktivste Phase in seinen Klavierkompositionen ein; u.a. entstanden die „Kinderszenen“ und „Kreisleriana“.


Robert Schumann - Eigenhändiger Brief mit Unterschrift  

SCHUMANN, Robert [1810-1856]: Eigenhändiger Brief mit Ort, Datum und Unterschrift. Wien, 16. Oct[ober] [18]38. Oktav. 1 Seite. Siegel, Teils etwas gebräunt. An den Knickfalten vereinzelt etwas eingerissen. (Artikel 27404)

€ 12.000,–

Im Kampf um Vermählung und beruflichem Erfolg

Schumann war am 3. Oktober in Wien eingetroffen. Mit dem Entschluss sein Leben neu zu gestalten, wollte er Friedrich Wieck beweisen, daß er in der Lage wäre genügend Geld zu verdienen, um einen eigenen Hausstand zu gründen. Schumann hoffte auf eine Professur am Wiener Konservatorium und plante außerdem die Herausgabe der "Neuen Zeitschrift für Musik". Wieck hatte Schumann kurz vorher eine weitere Absage wegen der Heirat mit seiner Tochter Clara erteilt. In seinem Tagebuch vermerkte Schumann am Donnerstag, den 18. Oktober 1838: "Großer Schmerz Clara's (W) wegen. Gestern einen Brief a.d. Alten [Wieck] geschrieben, der freilich seine Wuth aufs Höchste steigern wird." Den vorliegenden Brief hat Schumann an seinen Freund Josef Fischhof (1804-1857) geschrieben, der in Wien als Komponist, Autor und einer der gefragtesten Klavierlehrer der Stadt, gute Kontakte hatte und Schumann bei seiner geplanten Übersiedlung nach Wien unterstützte. Aus Schumanns Tagebuch geht hervor, dass er sich in dieser Zeit regelmäßig, am 8.10. (Montag) am 11.10. (Donnerstag), am 15.10, (Montag) und am 19.10. (Freitag) mit seinem Freund Fischhof getroffen hat. Seine Tagebucheinträge und der sehr persönliche Inhalt des Briefes vom 16. Oktober sind von beruflichen Sorgen und von dem Konflikt mit dem Vater seiner zukünftigen Frau geprägt und zeigen, wie sehr Schumann in diesen Tagen gelitten hat. Daher hatte er ein großes Bedürfnis sich mit seinem Freund Fischhof zu treffen und mit ihm über die Themen zu sprechen, die ihn in diesen Tagen sehr beschäftigt haben: "Mein lieber Freund, Manches möchte ich mit Ihnen besprechen. Lassen sie mir Stunde und Ort sagen, wann und wo wir uns heute oder Morgen treffen wollen. ... Nach Briefen von Therese [Schumann, seine Schwägerin zu der Robert Schumann eine tiefe Zuneigung verband. Sie war in erster Ehe mit Schumanns Bruder Eduard, dem Verleger, verheiratet] lechze ich wie ein Hund. Heute bleib ich mit Absicht um 12 Uhr zu Hause ... Montag... war mir eine liebe Überraschung. So kann man in W. Monde lang zusammen leben, ohne sich zu sehen, was in vielen Fällen freilich auch sein Gutes u. Treffliches hat - Nur hoffe ich nicht in Beziehung zu uns". - Am 5. November 1838 notiert Schumann in seinem Tagebuch: "Fester Entschluß, in Wien mit K.[lara] zu bleiben, u. ihn Klara mitgetheilt!" Im März 1839 kehrte Schumann erfolglos nach Leipzig zurück. Nun begann die härteste Phase in der Auseinandersetzung mit Wieck, denn Robert und Clara reichten eine Klage beim Leipziger Appellationsgericht ein. - Nicht gedruckt bei Jansen und Erler.

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