GRIMMELSHAUSEN, H. J. Chr. v.]: Des Abenteuerlich Simplicii Verkehrte Welt. Nicht wie es scheinet dem Leser allein zur Lust und Kurtzweil: Sondern auch zu dessen aufferbaulichem Nutz annehmlich entworffen von Simron Lengfrisch von Hartenfels. [Nürnberg W. E. Felßecker] 1672 Duodez. Doppelblattgroßes Titelkupfer, Titel mit Holzschnittvignette, 110 ungez. Blatt, 1(weißes) Bl. Titelkupfer am linken unteren Blattrand etwas ausgefranst, etwas braunfleckig. Titelblatt mit gelöschtem Namen, dadurch kleines Loch am rechten oberen Blattrand (ohne Textverlust). Letztes, weißes Bl. etwas knittrig. Durchgehend gebräunt, teils braunfleckig. Lederband im Stil der Zeit.

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Artikelnummer: 26794
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  • Von bekannter Seltenheit. Erste und einzige Einzelausgabe des Grimmelhausenschen Spätwerks von dem Sieveke nur 7 Exemplare nachweisen konnte. Die wenig bekannte Satire wurde erstmals 1672 in den Frühjahrsmesskatalogen erwähnt und war lange Zeit nur in der Fassung der posthum erschienenen Gesamtausgaben bekannt. - "Durch allegorische Ausmalung der Bestrafung sündiger Menschen prangert der Autor einerseits verschiedene Laster und Schwächen an und zeichnet andererseits zum eigenen Nutzen möglichen Nachdruckern ihr künftiges Los vor. Ähnlich der 'Mummelsee-Episode' des 'Simplicissimus' unternimmt Simplicius auch hier eine Höllenfahrt, wobei er vor den Höllenbewohnern ironisch das irdische Leben als Ideal billigt. Als literarische Vorlage für die 'Verkehrte Welt' dürften vor allem Moscherosch's 'Gesichte Philanders' (1643) gedient haben, obwohl sich Grimmelshausens abwechslungsreicher Erzählstil deutlich von Moscherosch abhebt" (Simplicissimus, Ausst. Kat. Nr. 218). - Das Titelkupfer mit 2 Spruchbändern eines mit der Inschrift "Verkehrte Welt", das andere in Kopf stehenden Buchstaben "Also steht vnd thvt die Weldt". Außerdem zeigt es einen Ochsen der den Metzger schlachtet. Der Globus steht auf dem Kopf, das Kreuz zeigt nach unten. Die Ordnung der Welt ist aus den Fugen geraten und wird nicht vom Frieden, sondern vom Unfrieden geprägt. (vgl. Hohoff S. 29). - Letzter beim Verleger Felßecker erschienener Druck. - Seit 2014 kein Exemplar auf deutschen Auktionen. - Dünnhaupt ², Bd. 9,III, S. 1842; Faber du Faur 1165; vgl. Krit. Neudruck von Sieveke, Tüb. 1973 (ausführlich).
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