SCHILLER, Friedrich von [1759-1805]: Eigenhändiger Brief mit Datum und Unterschrift "Sch". Weimar, 3. [richtig: 4.] Sep[tember] 1800. Oktav. Doppelblatt. 19 x 11,5 cm. 3 3/4 Seiten. Im Falz mit leichter Leimspur.

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  • DIE ENTSTEHUNGSGESCHICHTE DER WERKE SCHILLERS UND EIN ZEUGNIS TIEFER FREUNDSCHAFT Ausführlicher, persönlicher Brief an seinen Freund Christian Gottfried Körner, den er zusammen mit dem ersten Teil der soeben bei Siegfried Leberecht Crusius in Leipzig erschienen "Gedichte" zusendet. "Seit meinem lezten Brief an Dich [vom 28. Juli] bin ich ziemlich müßig gewesen und sehe mich in meiner Arbeit um gar nichts vorgerückt. Diesen Monat werde ich beßer zu benutzen suchen, Göthe ist auch in die Einsamkeit gegangen, um etwas zu treiben, denn er hat das Unglück, daß er in Weimar gar nichts arbeiten kann. Was er binnen 4 und 5 Jahren geschrieben ist alles in Jena entstanden. ... Hier erhältst Du meine Gedichte. Du wirst manche vergeblich darinn suchen, theils weil sie ganz wegbleiben theils auch weil es mir an Stimmung fehlte, ihnen nachzuhelfen. Diese bleiben also entweder auf einen möglichen zweiten Theil oder doch auf eine neue und erweiterte Ausgabe des gegenwärtigen verspart. Auch in denen, welche eingerückt sind, wirst Du manches Einzelne, und vielleicht ungern, vermissen; aber ich habe nach meinem kritischen Gefühl gehandelt und der Ründung des Ganzen das einzelne, wo dieß störte, aufgeopfert. Besonders habe ich die Gedichte von gewißen abstracten Ideen möglichst zu befreien gesucht ...". Im letzten Abschnitt schreibt Schiller ausführlicher über den erfolgreichen Verkauf des "Wallenstein", der seit zwei Monaten "aus der Presse ist". "Mit dem Absatz des Wallenstein bin ich ... zufrieden. Eine Auflage von vierthalb tausend Exemplarien ist schon beinahe ganz vergriffen und Cotta macht Anstalt zu einer zweiten Auflage ...". Schiller und Körner verband eine zwanzigjährige Freundschaft, die abrupt mit Schillers Tod endete. Zeugnis davon ist der berühmte Freundschaftsbriefwechsel, der einen fortlaufenden Kommentar zur Enstehungsgeschichte zahlreicher Werke Schillers darstellt, Die Briefe haben einen "privat familiären Charakter. Sie zeigen Schiller im Alltagskleide, d.h. menschlich, manchmal auch allzu menschlich. Lebensvoller und wirklichkeitsnäher hat man Schiller nie gesehen" (K.L. Berghahn, In: Enthusiasmus der Freundschaft: Schiller und Körner, Monatshefte, Vol. 07, N°.3, 2005, S. 397) - Am unteren Blattrand der letzten Seite unauffälliger handschriftlicher Eintrag mit Bleistift, womöglich von Carl oder Wilhelm Künzel, aus deren bedeutender Autographensammlung dieser Brief stammt. - Abgedruckt in SNA 30, Nr. 233.
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