LENZ, Hermann [1913-1998]: 5 eigenhändige Briefe im jeweils eigenhändigen Umschlag, davon einer ungeöffnet und ungelesen und 5 eigenhändige Post- bzw. Briefkarten. Ein Brief mit Braunflecken.

Artikelnummer: 28608
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  • UNGEÖFFNETER UND UNGELESENER BRIEF DES SCHWÄBISCHEN AUTORS Vertraute Nachrichten an den Kunsthistoriker und langjährigen Direktor der Bremer Kunsthalle Günther Busch (1917-2009). Sowohl Lenz (seit 1974) als auch Busch (seit 1977) waren Mitglieder der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Die Briefe und Karten sind in einem über 20-jährigen Zeitraum geschrieben und Ausdruck einer langjährigen Freundschaft, die jedoch stets beim "Sie" blieb. Beispielhaft dafür steht die mit Lenz' Foto auf der Rückseite gedruckte Danksagungskarte zu seinem 80. Geburtstag, die Lenz handschriftlich ergänz hat: "Liebe Frau Busch, lieber Herr Busch, wenn ich Sie auf einer Akademie-Tagung wiedersehe, atme ich auf, weil ich weiss: Wir reden dieselbe Sprache. Das ist heute sehr selten. Alles Gute. Ihr Hermann Lenz". Die vier anderen Postkarten von 1991 bis 1995 enthalten Urlaubs- und Neujahrsgrüße. Hermann Lenz schrieb in seinen autobiographischen Schriften sein eigenes Leben in die Romanfigur Eugen Rapp hinein. In seinen meist 2-seitigen Briefe, lässt Lenz immer wieder sein alter Ego, Eugen Rapp, zu Wort kommen lässt. Am 14.5.83 an Busch nach Hagnau am Bodensee: "... Ich habe mich am Nachmittag mit zwei Lesern unterhalten, von denen ein Mädchen aus Köln präzise Fragen beantwortet haben wollte; sie macht eine Magisterarbeit über meine autobiographischen Romane ... ich wachse allmählich in die Rolle des weisen Studentenvaters hinein, obwohl ich mich alles andere als weise fühle. Allerdings habe ich vor zehn Jahren einen weisen Entschluss gefasst: nicht mehr zu rauchen. Und ich habe mich bis heute daran gehalten (die grösste Leistung meines Lebens). ..." Am 10.10.83 Bericht aus dem Urlaub im Bayerischen Wald, wo man "herumgestapft" sei und "nach Böhmen hinausgeschaut und nackten Fusses einen Waldbach durchquert" habe. Ergänzt durch eine kurze Episode im Hotel "Kaiser von Ungarn", in dem Busch unlängst ebenfalls abgestiegen war. Im Brief vom 9.2.88.: ..."Am liebsten ginge ich mit Ihnen in den Wald von Fontainebleau hinein, obwohl dies nur geistweise möglich ist ('au net schlecht', würde Eugen Rapp sagen). Ein undatiertes, mit Poststempel vom 22.3.88 versehenes Schreiben enthält Dankesgrüße zu seinem 75. Geburtstag, ergänzt durch Zeilen des alter Egos: "... wie's halt so geht ... würde Eugen Rapp sagen, der Ihnen von innen heraus zustimmt und Ihnen dafür dankt, dass Sie ihm wünschen, kein Krankenhaus mehr von innen anschauen zu müssen. Leider war ihm dies nicht vergönnt, aber er ist (mit einem Herzschrittmacher) wieder herausgekommen. Jetzt atmet er auf und sieht alles in neuen Farben wie eine Luftspiegelung. ..." Der ungeöffnete Brief ist nicht frankiert und wird vermutlich nie den Adressaten erreicht haben. Es bleibt dem geneigten Käufer dieses interessanten Konvoluts vorbehalten, diesen zu öffnen und seinen Inhalt zu entdecken.
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