COTTA, Johann Georg Freiherr von [1796-1863]: 7 Briefe mit eigenhändiger Unterschrift "Georg von Cotta" bzw. "Frher. v. Cotta" Stuttgart, 1850-1858.. Quart bzw. Groß-Oktav. Insgesamt 9 S. Gelegentliche Faltenrisse.

Artikelnummer: 28597
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  • DAS VERLAGSGESCHÄFT IM 19. JAHRHUNDERT Konvolut von interessanten Briefen des Verlegers und Redacteurs des "Morgenblattes für gebildete Stände" an Schriftsteller Dr. Alexander Jung (1799-1884) in Königsberg, der sich offensichtlich beklagt hatte, dass seine Arbeiten abgelehnt oder nicht ausreichend gewürdigt wurden und zudem seine wirtschaftliche Notlage anführte. Die Antwortbriefe Cottas sind ausnehmend liebenswürdig und geduldig und jedes Mal bemüht, auf die individuellen Anliegen Jungs einzugehen. Gleichzeitig stellt Cotta aber deutlich seinen Standpunkt und den des Verlages dar. Im Brief vom 11.11.1850 schreibt er: "Der Blick in die Zukunft ist so finster, die Wahrscheinlichkeit eines deutschen Bürgerkrieges so nahe, daß wir alle neuen Unternehmungen ablehnen. Eine nochmalige Verschickung eines älteren Werkes, wie z.B. des Ihrigen über Hölderlin ist gegen die Geschäftsgewohnheit der JGCottaschen Buchhandlung ..." Am 13.12.1852 erklärt er Jung: " ... Keine Buchhandlung muß in dem was sie verlegt, strenger wählen als eben diese, keine zumal mit gewissenhafterer Aengstlichkeit abwägen, was sie über die Werke ihrer großen Klassiker selbst verlegt ... Die Empfehlungen eines [Karl] Rosenkranz allein schon wird genügen, Ihnen einen Verleger zu verschaffen ... Erlauben Sie mir nun Ihrer Frau Gemahlin mit anliegendem Göthe in 8° einen kleinen Beitrag für deren Bibliothek zuzusenden. ..." Am 1.2.1854 heißt es: " ... Wie lange mußte nicht eben das Gregoroviussche Werk warten und wie unzufrieden ist er nicht darüber geworden! Ohnedieß bin ich nicht einziger Besizer der JGCottaschen Buchhdlg., sondern habe nur einen geringeren Eigenthums Antheil an derselben. Wo ich aber selbst und einziger Besizer bin, auf meinem Gütern nehmlich, da ist die Noth so groß wie überall im Lande Schwaben, in welchem in einzelnen Orten die Leute nur von Kleienbrühe leben, der Hungertyphus sich überall einstellt und selbst in der heil. Woche mehrere Menschen Hunger's gestorben sind. 5.10.1854: " ... Wenn die JGCottasche Buchhdlg. ihre innige Theilnahme an dem Schicksale eines würdigen Dichters stetes mit dem Verlage seiner Schriften Bethätigen sollte, so wäre diese Aufgabe über ihre Kräfte gehend. " 30.2.1856: " ... die Redacteure der Journale der Cottaschen Buchhandlung sind alle für ihre Blätter verantwortlich, selbstredend also auch ganz unabhängig: ich kann also nur bedauern, wenn Sie mit ihnen sich nicht nach Wunsch verständigen konnten. ..." 14.12.1858: " ... Von Feinden, die Sie hier haben sollen habe ich wenigstens keine Kunde; gesprochen hat mir von Ihnen Niemand als Herr A. Lewald und durch ihn Herr Prof. Fichte. Beide in der freundlichsten Weise, mit voller Anerkennung, und in der Art warmer Freunde ... Was die J.G. Cotta'sche Buchhandlung betrifft, so nimmt diese (aus einer Collectiv Zahl tüchtiger Männer bestehend, und deren Mitbesitzer ich nur zum Theile bin) Verlagsartikel an oder lehnt sie ab, wie es ihr gut däucht, und darüber wird und kann ihr doch Niemand ernstlich grollen, denn alles was gut ist kann sie drucken. Ob sie mit richtigem Takt verfährt oder nicht, das hat sie und ihr Beirath allein vom dem Publicum und sich selbst zu verantworten ..." Cotta hatte nach dem Tod seines Vaters Johann Friedrich von Cotta im Jahr 1832 zusammen mit seinem Schwager Hermann von Reischach die Geschäftsführung der Verlagsbuchhandlung übernommen. Er gewann für den Verlag wichtige neue Autoren wie Nikolaus Lenau, Eduard Mörike, Gottfried Kinkel, Ferdinand Freiligrath, Franz von Dingelstedt, Friedrich Hebbel, Annette von Droste-Hülshoff, Karl Simrock, Emanuel Geibel und Heinrich Heine. - Beiliegend zwei Briefe des Cotta-Verlages aus dem Jahr 1870 und eine Quittung aus dem Jahr 1882, ausgestellt auf Jung.
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