KERNER, Justinus [1786-1862]: Eigenhändiger Brief mit Unterschrift und Anschrift. W[einsberg],, 6. A[u]g[ust] [18]50.. Groß- Oktav. 19,5 x 16 cm. 3 Seiten auf Doppelbogen mit Siegelresten. Kleiner Randeinriss durch Siegelöffnung.

Artikelnummer: 18654
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  • THEOBALDS REVOLUTIONSREDE: GEFÄNGNIS, ASSISEN ODER BEGNADIGUNG? Persönliches; sorgenvolles Schreiben an Emilie, die Frau des Obertribunalrats Gustav von Pfaff in Esslingen, bei der er wieder über seinen Sohn Theobald klagt, dem wegen seiner Heilbronner Revolutionsrede 1848 der Prozess gemacht wurde. Er bittet um Pfaffs Hilfe, dieser solle "doch gerade zum König gehen" um ihm die Angelegenheit ans Herz zu legen. "Der König kennt ihn ja und schäzt ihn gewiss sehr". Kerners Frau Rikele habe bei Theobalds Frau erwähnt, der König habe sich die Akten kommen lassen, "die Sache sey noch nicht entschieden". Doch Theobald sei "wieder rasend geworden", er wolle keine Begnadigung, "er wolle vor die Assisen". Weiter berichtet er der Familienfreundin, mit Theobald sei nicht abzubringen von seiner Meinung "die Assisen müssen ihn freisprechen". Er bittet um Nachricht, wenn Pfaff etwas "über diese Trauergeschichte hört, mit der auch ihr schwer bis aufs Blut geplagt wurdet". - Die Assisen waren Schwurgerichte, in denen über die Berufung gegen Urteile unterer Gerichtsstellen entschieden wurde. Theobald wurde am 7. September vom Ludwigsburger Schwurgericht zu einer Gefängnisstrafe von 10 Monaten auf dem Hohenasperg verurteilt. Justinus Kerner schrieb mehrere Briefe an das Württembergische Königshaus wergen der Begnadigung seines Sohnes. Der ihm freundschaftlich verbundene Wilhelm von Württemberg antwortete ihm schließlich am 22. April 1851: "Lieber Justinus Herzensfreund! Dein Sohn ist begnadigt. Jetzt soll aber auch Dein Herr Sohn endlich einmal vernünftig werden und von dem tollen Getriebe fortan abstehen". Nachdem er etwas mehr als die Hälfte seiner Haftzeit abgesessen hatte, kehrte Theobald in die ärztliche Praxis des Vaters zurück, resignierte politisch und verhielt sich auch danach weitgehend unpolitisch. - Vgl. Grüsser, O-J.: Justinus Kerner 1786-1862, S. 256f. - Vollständige Transkription des Briefes vorhanden.
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