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MEDIEVAL MUSIC MANUSCRIPT - MITTELALTERLICHE NOTENHANDSCHRIFT: Neumenhandschrift "Si iniquitates domine". Einzelblatt aus einem Antiphonar. Lateinische Handschrift in Sepia mit Neumennotation auf Pergament. Wohl Süd-Frankreich, Ende 12. Jahrhundert (ca. 1175 - 1200). 1 Bl. mit 2 S. 12 Zeilen. Schriftraum: 21 x 13 cm. Format: 27,8 x 19,2 cm. Karolingische Minuskelschrift mit Auszeichnungen in Rot, 6 kleineren Initialen, davon 5 in Schwarz auf Rot so-wie 2 große Initialen "S" und "D" in Rot. Recto mit einigen Anmerkungen in alter Hand, partiell abgedeckt mit blauer Farbe.

Artikelnummer: 29593
4800,00 €

Beschreibung

Schönes Beispiel der Weiterentwicklung der Neumennotation in Aquitanien Verbesserung der Lesbarkeit durch klarere Farbwahl für die Notenlinien Frühes Beispiel für die Entwicklung der Notation aus den um 800 entstandenen Neumen, den "Winken", mit denen der Chorleiter die relativen Tonhöhen angab. Das Besondere dieses Musikmanuskripts ist die Notation in einer sehr frühen farbig linierten Vierliniennotation mit der von der nur ungefähren Höhenangabe nun präziser auf Linien fixierte Tonhöhen angegeben werden. Die Aquitanische Neumenschrift ist eine der wenigen, die diese farbigen Linien in rot/grün häufig benutzt, was für eine Herkunft des Manuskripts aus Südfrankreich spricht. Um 1025 hatte Guido von Arezzo das 4-Linien-System erfunden, um die Tonhöhen auch absolut verorten zu können, ein logischer Schritt und gleichzeitig ein Meilenstein der Musikgeschichte. Diese Notation in vier Linien etablierte sich in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts auch in Frankreich und zwischen 1120 und 1150 erfolgte in Aquitanien (Südfrankreich) eine Weiterentwicklung dieses Systems mit farbigen Linien zur klareren visuellen Gliederung und damit zur effizienten Verbesserung der Lesbarkeit. Die erste, meist rote Linie kennzeichnete die Tonhöhe "f", um das Jahr 1000 kam zu der f-Linie dann noch eine c-Linie hinzu, oft gelb gezogen. Der nächste Schritt bestand in weiteren Begleitlinien, wie es in der vorliegenden Handschrift sichtbar wird: Oft war die rote f-Linie flankiert von zwei gelben Linien, die oft schwer sichtbar waren. Die südfranzösische Verbesserung bestand darin, die gelben oft schwer lesbaren Linien durch grüne zu ersetzen und damit eine sehr viel bessere Lesbarkeit zu erreichen. Zudem war in vielen Klöstern grünes Pigment leichter verfügbar, auch weil man in der Kombination mit blauem Pigment sehr viel weniger gelbes Pigment benötigte. Extrem auffällig ist bei diesem Blatt, dass die Notenlinien recto und verso genau an der gleichen Position sind, also deckungsgleich sind. Zwischen den Notenzeilen finden sich die Neumen wie Virga, Punctus, Pes, Clinis, aber auch Tremula für Vibration, Pilica für Doppelschlag und Quilisma für den Triller bewegen. Vertont sind hier der Introitus mit dem Text nach Psalm 129,3-4: "Si iniquitates observeraveris Domine, Domine quis sustinebit? Quia apud te propitiatio est, Deus Israel" (Wenn du auf das Unrecht achtest hättest, Herr, Herr, wer könnte bestehen? Denn bei dir ist die Versöhnung, Du Gott Israels) für die "Dominica XXII" (Trinitatis), die vollständig erhalten ist. Verso schließt sich die gesungene Liturgie für die "Dominica XXIII" an. - Etwas angestaubt, mit einigen alten Randvermerken, die mit blauer Tinte ausgestrichen wurden (so dass es zu blauen Farb-flecken kam), insgesamt sehr breitrandiges Blatt einer ordentlichen Handschrift. Von großer Seltenheit, haben sich doch nur wenige so frühe Musikhandschriften erhalten. Provenienz: Aus der Privatsammlung Jürgen Voerster.

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